August 11, 2014

Foto: Valentina Photos – shutterstock

An diesem Tag war ich ein bisschen grummelig drauf. Mein Kontostand ließ mal wieder zu wünschen übrig und auch sonst lief gerade nicht alles so im Leben, wie ich es mir wünschte. Ich kam mit meiner freiberuflichen Tätigkeit nicht so recht voran und die Kunden schienen vom Sommerloch wie verschluckt zu sein.

Ich hatte einige Briefe geschrieben, Handyverträge gekündigt und eine Zeitschrift und überlegte, ob ich sie noch am selben Tag oder erst am nächsten Morgen zur Post bringen sollte, denn bei Kündigungen war es ja besser, diese per Einschreiben mit Rückschein zu verschicken.

„Ach, ich mache das besser am nächsten Morgen vor der Arbeit“, überlegte ich mir, denn es waren Gewitter angesagt und der Himmel war mal dunkel und dann auch wieder nicht.

Doch dann geschah etwas, was mir manchmal passiert. Ganz plötzlich hatte ich doch die Eingebung, mich sofort auf den Weg zu machen und zur Post zu fahren. Wenn eine innere Eingebung so stark durchkommt, dann halte ich mich meistens daran.

Als ich eine Weile an der Bushaltestelle stand, sprach mich eine Frau an. Es war eine Nachbarin, die auch auf dem Weg in die Stadt war. Ich erzählte ihr, dass ich zur Post wollte und nannte die Hauptpost in der Bahnhofstraße. „Ach, da muss man immer so lange anstehen“, sagte sie. Ja, das stimmte. Doch ich ging immer dorthin, weil sie so schön zentral lag.

„Wenn du mit mir mit dem Bus fährst, dann kann ich dir eine Post zeigen, wo du nicht anstehen musst“, sagte sie. Ja, eigentlich hatte ich mich entschieden, alleine zu sein. Ich war froh, alleine im Bus zu sitzen und meinen Gedanken nachzuhängen. Doch irgendetwas in mir ließ mich, ihr Angebot annehmen und etwas anderes auszuprobieren als ich es sonst immer tat. „Hat die Post denn auch über Mittag offen?“, fragte ich. „Ja, das hat sie“, war die Antwort.

Die Post lag in der Altstadt, genau genommen am Anfang der Fußgängerzone, jedenfalls von der Seite, von der wir kamen. Als wir dort ankamen hatte die Post allerdings zu. Sie machte erst um 14:30 Uhr wieder auf, wir hatten also 10 Minuten Zeit.

„Magst du mit mir solange in die schöne alte Kirche gehen?“, fragte mich meine Nachbarin. „In die Kirche?“, das hatte ich eigentlich überhaupt nicht auf meinem Plan gehabt. Doch ich entschied mich dafür, mit ihr zu gehen. In dieser Kirche war ich noch nie gewesen. Ich wusste nicht einmal, dass sie existierte. Innerlich war ich immer noch aufgewühlt von den vielen „Baustellen“ in meinem Leben. Jetzt in dieser Kirche herrschte Stille. Eine Stille, die mich beeindruckte und die mir dabei half, durchzuatmen. Draußen war es schwülwarm, in  der Kirche war es angenehm kühl. Und es gab nichts, was mich ablenkte. Hier hatte ich für einen Moment die Ruhe, die mir tagsüber so oft fehlte, um wieder bei mir selbst anzukommen, den Frust loszulassen und mich an die göttliche Quelle anzuschließen.

Plötzlich ging mir sprichwörtlich ein Licht auf. Während meine Nachbarin nach vorne ging und eine Kerze anzündete, wurde mir klar, dass ich in der letzten Zeit so oft am Alten, Gewohnten festgehalten hatte. Ich ließ mich nur schwer auf etwas Neues ein. Doch an diesem Tag hatte ich die Entscheidung an der Bushaltestelle getroffen, es zu probieren, mich einfach mal auf etwas anderes einzulassen. Die Entscheidung lag bei mir und ich war glücklich darüber, sie so getroffen zu haben.

Auf der Post musste ich tatsächlich nicht anstehen. Dadurch sparte ich bestimmt eine halbe Stunde Zeit. Wir gingen dann durch die Stadt und in eine Drogerie.

Dann fragte meine Nachbarin mich: „Wollen wir noch ein Eis essen gehen?“ Sie erzählte mir von einer Eisdiele, wo echtes italienisches Eis hergestellt wurde. Wir mussten allerdings ein Stück laufen. Hm… Eis wollte ich an diesem Tag eigentlich nicht essen und dann auch noch laufen?  Doch weil alles andere schon so beglückend gewesen war, dachte ich: Okay, ich probiere auch das noch aus. Und… ich wurde echt nicht enttäuscht. Das Eis schmeckte wirklich lecker. Es tat mir gut, „mein Mütchen zu kühlen“, wieder runter zu kommen. Da hatte Eis mir öfters schon geholfen. Vielleicht half es auch den Glückshormonen, weil es süß war. Das konnte ich jetzt nicht so genau sagen. 🙂

Die Eisdiele lag zwar an einer stark befahrenen Straße, aber wir genossen unser Eis trotzdem. Ich hatte meine Nachbarin eingeladen, bzw. ihr Eis bezahlt, als Dank für den schönen Nachmittag.

Zuhause angekommen, spürte ich, dass ich wieder Energie hatte, weiterzumachen, dass ich dankbar war für die nette Gesellschaft, die ich in der Stadt hatte und mir wurde bewusst, wie eine Entscheidung, etwas zu tun oder nicht zu tun oder es früher oder später zu tun, manchmal das ganze Leben verändern kann.

Anne-Kerstin
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About the author 

Anne-Kerstin

Mein Name ist Anne-Kerstin Busch. Ich inspiriere dich, deine Einzigartigkeit zu finden und auf den Punkt zu bringen. Außerdem unterstütze ich dich beim Schreiben deiner Business-Story. Geschichten bleiben im Gedächtnis und zeigen, was dich einzigartig macht!

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  1. Liebe Ursula,

    ganz herzlichen Dank für deinen schönen Kommentar. Genauso ist es: Meine Texte sollen immer wieder neue Aspekte des Lebens zeigen und Mut machen, sich darauf einzulassen.

    Mir macht es Freude, wenn ich solche Erfahrungen habe, sie auch zu teilen.

    Liebe Grüße
    Anne-Kerstin

  2. Ein sehr schöner Beitrag, liebe Anne,

    der zeigt, wie wir geführt werden, wenn wir uns darauf einlassen können. Dann hält das Leben schöne Momente für uns bereit, die wir gar nicht erwartet haben.

    Deine Texte machen Mut, helfen mir neue Aspekte zu sehen und bereichern das Leben.

    Herzlichen Dank, dass Du all das mit uns teilst

    Ursula

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