Manuela öffnete die Schublade ihrer Kommode im Schlafzimmer. Es war eine geheimnisvolle Schublade, die immer abgeschlossen war und die Manuela sorgsam bewachte. Niemand durfte sich der Kommode nähern oder gar nach dem Schüssel fragen, den Manuela immer an ihrem Schlüsselbund bei sich trug.
Als sie an jenem denkwürdigen Tag den Schlüssel vorsichtig vom Schlüsselbund abnahm und in das Schloss der Schublade steckte, klopfte ihr Herz ein bisschen. Fünf Jahre hatte sie die Schublade nicht mehr geöffnet. Fünf Jahre lang wollte sie von dem Inhalt, den sie darin liegen hatte, nichts mehr wissen, hatte eigentlich damit abgeschlossen. Doch nach dem Traum, den sie in der Nacht hatte, konnte sie nicht anders. Sie musste es sich noch mal anschauen. Ihr Roman-Manuskript mit der Liebesgeschichte von Marc und Johanna. Vorsichtig nahm sie es aus der Schublade und begann darin zu lesen. „Hm … ich weiß eigentlich nicht, warum es hier noch liegt. Mir geht das Herz auf, wenn ich es lese, vielleicht geht es auch anderen so. Nur, weil mir ein paar Verlage damals geschrieben haben, dass es nicht in ihr Programm passt, soll es nicht vielleicht trotzdem das Licht der Welt erblicken und die Menschen erfreuen?
Gehören Sie auch zu den Menschen, die so wie Manuela, davon träumen, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen? Haben Sie vielleicht sogar schon ganz heimlich und verschämt ein Manuskript in der Schublade liegen, das Sie immer wieder herausziehen, nur um dann zu denken: „Ach, das hat doch eh alles keinen Sinn?“
Seit vielen Jahren schon beobachte ich den Buchmarkt – ganz einfach, weil Bücher meine Leidenschaft sind und ich wissen will, wie alles funktioniert und natürlich auch, weil ich selbst schreibe und die Möglichkeiten auslote, meine Texte einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Da ich denke, dass ich nicht alleine mit meinem Traum von den eigenen Büchern dastehe, möchte ich hier auf dem Blog meine Erfahrungen teilen, in einer Serie, deren Artikel in loser Reihenfolge erscheinen werden.
Gerade habe ich mein erstes Buch bei BoD veröffentlicht. Es ist noch ganz frisch und ich habe auch noch keine Verkaufszahlen, doch ich bleibe da dran. Am Anfang steht die Frage, warum ich mich überhaupt für Selfpublishing entschieden habe und welche Voraussetzungen es dafür braucht.
Als ich vor Jahren damit begann, jedes Jahr eine Weihnachtsgeschichte für die Familie zu schreiben, um sie am ersten Weihnachtsfeiertag vorzulesen, dachte ich noch gar nicht daran, dass diese Geschichten irgendwann mal ein Buch werden würden. Doch als es mehr Geschichten wurden, wurde ich ständig gefragt: „Warum machst du nicht ein Buch daraus? Dann hätten mehr Menschen die Gelegenheit, die Geschichten zu lesen.“
Also überlegte ich Ende letzten Jahres, wie ich das am besten realisieren könnte. Da ich die Buchbranche schon lange kenne und weiß, wie sie funktioniert, nicht zuletzt auch durch mein Studium der Buchwissenschaft, entschied ich mich mit diesem Buch fürs Selfpublishing. Warum?
Selfpublishing wird salonfähig
Noch in den 90er-Jahren sagte man ja eher: „Wer ein Buch selbst veröffentlicht, der hat es halt nicht geschafft, bei einem Verlag unterzukommen.“ Selfpublishing wurde belächelt. Das wandelt sich jetzt langsam – unter anderem auch durch die verschiedenen E-Book-Plattformen, die es gibt. In den USA und auch in Deutschland gibt es mittlerweile einige erfolgreiche Selfpublisher. Amanda Hocking ist hierfür ein sehr schönes Beispiel. Selfpublishing wird also immer mehr salonfähig.
Verlage haben ihre Programme. Sie haben ihre etablierten Autoren. Als neuer Autor ist es nicht immer einfach, ein Buch bei einem Verlag zu lancieren. Und wenn, dann wird es in das Schema gepresst, dem sich der Verlag verschrieben hat . Oft sind dann noch viele Änderungen notwendig, die nicht immer unbedingt im Sinne des Autors sind. Das ist ja auch verständlich, denn Verlage müssen ihre Bücher verkaufen und haben sich deshalb so aufgestellt, wie sie es für richtig halten. Und oft gibt der Erfolg ihnen ja auch recht. Wer allerdings die Hoheit über seine Texte, über das Cover, etc. behalten will, der ist beim Selfpublishing besser aufgehoben. Außerdem gibt es eben auch viele Bücher, die in kein Verlagsprogramm passen, aber dennoch ihre Käufer finden würden und für die es schade wäre, wenn sie nur in der dunklen Schublade versauern würden. Hier kommt dann auch das Selfpublishing ins Spiel.
Hinzu kommt, dass es bei einem konventionellen Verlag oft sehr lange dauern kann, bis das Buch erscheint, weil die Programmplanung schon lange Zeit im Voraus gemacht wird. Ich habe z. B. von einer Autorin gehört, dass sie Anfang 2013 den Vertrag mit dem Verlag unterschrieben hat. Das Buch wird aber erst im Winter 2014 erscheinen.
Selfpublishing ist etwas für kreative Marketingköpfe und Buchversteher
Ein unschätzbarer Vorteil bei der Zusammenarbeit mit einem Verlag ist natürlich, dass man sich um viele Dinge nicht kümmern muss, worum man sich als Selfpublisher sehr wohl kümmern muss.
Da ist die Korrektur des Textes, das Erstellen des Buchblocks und natürlich die große Frage: Wie mache ich auf mein Buch aufmerksam? Entweder macht man vieles selbst oder kauft diese Leistungen ein. Ich denke, gerade für die Korrektur des Textes oder das Lektorat ist das empfehlenswert.
Was die Werbung für das Buch betrifft, steht man als Selfpublisher alleine auf weiter Flur. Hier heißt es auch wieder: Bin ich selbst so kreativ, habe ich das Know-how, auf mein Buch aufmerksam zu machen, so dass ich meine Zielgruppe auch wirklich erreiche? Oder habe ich das nicht? Dann sollte man auch hier schauen, wer einen dabei unterstützen kann.
Es gibt für alles eine gute und passende Lösung.
In einem späteren Artikel werde ich über meine Erfahrungen berichten und auch Tipps geben, was man mit einfachen Mitteln machen kann. Gerade das Internet bietet hier viele wunderbare Möglichkeiten.
Fazit: Wer gerne kreativ unterwegs ist, sich nicht vor dem Internet scheut, vor sozialen Netzwerken, ein bisschen mit der Technik umgehen kann, die das erfordert, und gerne die Hoheit über seine Texte behalten will, für den ist Selfpublishing eine gute Alternative zum herkömmlichen Verlag.
Mehr zu diesem Thema gibt es demnächst wieder.