Mai 24, 2014

Foto: weinstock – pixabay

Da lag dieses Notizbuch auf dem Tisch am Telefon. Ich hatte es schon lange nicht mehr in der Hand gehabt. Dieses Buch – eines von der besonderen Sorte – nicht ganz billig und mit einem schönen blau-goldenen Einband, lag wohl schon eine ganze Weile dort. ich hatte mir an jenem Tag vorgenommen, mal wieder mit der Hand zu schreiben, statt mit der Tastatur. Als mein Blick auf dieses Notizbuch fiel, dachte ich, dass es passend sein könnte, meine Ideen dorthinein zu schreiben.

Also setzte ich mich auf die Couch und öffnete es, um zu sehen, wie viel Platz ich überhaupt noch darin hatte. Es war noch eine Menge Platz, doch als ich mir die ersten Seiten anschaute, staunte ich: Da hatte ich mal eine Geschichte entwickelt. Ich hatte angefangen, sie zu erzählen, doch dann hatte ich nicht mehr weitergemacht. Hier ein kleiner Ausschnitt aus der Geschichte:

Es begann alles an dem Tag, an dem sich der Vogel im Buchladen verirrt hatte. Claire war, wie so oft nach der Arbeit, dorthin gegangen. Hier, in der Nähe der Bücher, fühlte sie sich am wohlsten und manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass sie irgendetwas in den vielen Büchern suchte. Was es war, konnte sie noch nicht sagen. Jedenfalls trug sie jeden Monat ein paar Bücher nach Hause, nur um dann wieder ein paar Tage später in den Buchladen zu gehen, um neue zu kaufen.

Nur dunkel konnte ich mich daran erinnern, dass ich diese Geschichte mal angefangen hatte. Die Geschichte einer Musikkritikerin, die auf der Suche nach sich selbst ist und sich dabei in einen Oboisten verliebt. Wie ich damals darauf gekommen bin, weiß ich gar nicht. Manchmal hat man so Geistesblitze, Ideen für schöne Geschichten, die in den Anfängen stecken bleiben. Diese Geschichten gehören dann zu den Unvollendeten.

Wahrscheinlich hat jeder Autor irgendwelche Unvollendeten im Schrank oder in der Schublade liegen. Die Gründe, warum man nicht mehr weiterschreibt, können vielfältig sein. Hier mal ein paar Gründe, die mir spontan einfallen:

  • Die Geschichte eignet sich nicht wirklich dafür, vollendet zu werden, weil die Idee doch nicht so gut ist.
  • Man traut sich nicht richtig, etwas daraus zu machen.
  • Man erzählt jemandem davon oder liest eine noch nicht überarbeitete Geschichte vor und die Kritik des Gegenübers trifft einen.
  • Man hat schon wieder zig andere Einfälle und bleibt nicht diszipliniert dabei, erst mal eine Geschichte zu entwickeln.
  • Das alltägliche Leben fordert einen so sehr, dass das Schreiben in den Hintergrund tritt und nur als Hobby betrachtet wird.
  • Manchmal probiert man auch einfach gerne mal etwas aus und spielt mit einer Idee nur, um sie dann wieder zu verwerfen.
  • Man ist immer noch dabei, seinen Stil oder sein Genre zu finden und übt nur.
  • Oft ist es auch die Angst davor, nicht erfolgreich zu sein.
  • Manchmal ist es auch der Zeitmangel oder der Energiemangel. Abends nach der Arbeit noch schreiben, das fällt nicht immer leicht.

Nachdem ich diese unvollendete Geschichte „zu Ende“ gelesen hatte, fielen mir noch einige andere Geschichten ein, denen es ebenso ergangen ist, wie der Geschichte in dem oben genannten Beispiel.

Da ist z. B. eine Kindergeschichte, eine Fantasy-Geschichte, die teilweise auf einem anderen Planeten spielt. Bei dieser Geschichte hatte ich tatsächlich schon einen Plot entwickelt, also festgelegt, wie die Handlung ungefähr aussehen sollte. Dann hatte ich auch schon einige Seiten geschrieben. Damals besuchte ich sogar einen Schreibkurs, um die Geschichte mit professioneller Anleitung zu entwickeln. Doch leider brachte der Kurs nicht allzu viel. Ich denke mal, es lag nicht nur an der Schwäche der Geschichte, die zweifellos vorhanden ist, sondern auch daran, dass die Kursleiterin sich nicht mit Kindergeschichten auskannte. So hatte sie nichts Besseres zu tun, als sich über die Geschichte lustig zu machen. Das führte dazu, dass ich sie erst einmal auf Eis legte. Auch aus dieser Geschichte möchte ich euch einen kleinen Ausschnitt zeigen:

Als Jana sah, wie die Lichter von Zweibrück immer kleiner wurden, spürte sie, wie ihr Herz zu klopfen begann. War es wirklich die richtige Entscheidung gewesen, so einfach mit diesem Hund, der sprechen und fliegen konnte, mitzureisen? Schließlich hatte ihre Mutter ihr immer eingeprägt, nie mit Fremden mitzugehen. Nun gut, das war ein Hund, aber wer weiß? Was wäre, wenn sie nie wieder nach Zweibrück zurückkam? Wenn sie ihre Mutter nie wieder sah? Und die leckere Schokolade aus der Schokoladenfabrik? Vielleicht gab es in Neemuri gar keine Schokolade. Und vor allem, wieso sollte ausgerechnet sie in der Lage sein, den Bewohnern dort zu helfen?

Hier noch eine Szene aus einer Geschichte, zu der ich auch schon vor ein paar Monaten die Idee hatte. Diese Geschichte ist noch nicht so weit fortgeschritten und ich denke mal, dass da auch noch mehr draus wird. Es ist auch wieder eine Kindergeschichte:

„Und du bist dir sicher, dass du da auf den Dachboden willst?“ Pam wollte die steile Treppe am liebsten wieder runtergehen. Doch Elena drängte sie zur Tür hinter der sich der Dachboden befand. Es war eine dunkle Holztür mit einem goldenen Knauf. Die Tür war bisher immer verschlossen gewesen, doch drei Tage zuvor hatte Elena zufällig unter einem losen Dielenbrett den Schlüssel gefunden.

Schon seit Tagen regnete es und das, obwohl Sommerferien waren. „Wenn ich wenigstens in Berlin wäre, dann könnte ich mit meinen Freundinnen zusammen ein Theaterstück proben“, dachte Elena. Aber hier … in Aedisfeld, das war ja am Ende der Welt. „Los, komm! Was soll schon passieren? Sei nicht so feige“, rief Elena. „Ja, es ist nur … irgendwie spüre ich, dass da hinter der Tür etwas ist, was uns nicht gut tut“, versuchte Pam einzuwenden.

Elena war mittlerweile daran gewöhnt, dass Pam Dinge wahrnahm, die nicht jeder wahrnimmt. „Ach, gerade das macht es doch interessant. Wer weiß, vielleicht finden wir ja etwas, das in diesem Kaff es endlich mal aufregend wird und ich mich nicht mehr so langweile.“

Elena nahm den Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. Als sie die Tür zum Dachboden öffnete, knarrte diese ziemlich laut. Dahinter nahm sie einen Sonnenstrahl wahr, der durch eine Dachluke zu kommen schien. In diesem Sonnenstrahl glitzerten Spinnweben, die wie ein dichtes Netz vor der Tür gesponnen waren. In der hinteren Ecke hörte sie etwas flattern. „Iii, nein!“, rief Elena und rannte hinter Pam die Treppe hinunter.

Es gibt noch mehr Unvollendete, Geschichten und auch andere Texte, auch im Ratgeber-Bereich schlummern da noch zwei Bücher, von denen ich noch nicht weiß, ob sie noch mehr Leser finden werden oder nicht. Diese Unvollendeten hängen an einem wie Mühlsteine. Es gibt immer wieder Zeiten, da blitzen sie in den Gedanken auf und bringen sich in Erinnerung. Sollte das zu oft geschehen, dann kann es ratsam sein, sich zu fragen, ob man noch etwas aus diesen Büchern machen will oder nicht.

Vielleicht ist es hilfreich, sich dabei folgende Fragen zu stellen: Was hindert mich daran, das Buch fertigzumachen und zu veröffentlichen? Und: Für wen, außer mir selbst, könnte es noch eine Bereicherung im Leben sein? Oft sind es „nur“ Ängste, wie die Angst, sich zu blamieren oder nicht gut genug zu sein, die einen daran hindern, ein Buch zu überarbeiten und zu veröffentlichen. Manchmal kann es aber auch angebracht sein, dass man die Texte einfach loslässt. Ich bin gespannt, was mit meinen Geschichten noch passieren wird. Vielleicht kommt ja doch noch die Bücherfee und zaubert sie fertig… 🙂

Anne-Kerstin
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About the author 

Anne-Kerstin

Mein Name ist Anne-Kerstin Busch. Ich inspiriere dich, deine Einzigartigkeit zu finden und auf den Punkt zu bringen. Außerdem unterstütze ich dich beim Schreiben deiner Business-Story. Geschichten bleiben im Gedächtnis und zeigen, was dich einzigartig macht!

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