Am zweiten Tag meiner Berlin-Reise fuhr ich zusammen mit ein paar Freunden nach Berlin-Köpenick. Auf Köpenick war ich ganz besonders gespannt, weil dort meine Großeltern gelebt haben, und ich damals in den 70er-Jahren, als sie noch dort lebten, zu Besuch war.
Schon Tage vorher war ich ein bisschen aufgeregt. Ich versuchte mir ihre Altbau-Wohnung mit den knarrenden Holzdielen in Erinnerung zu rufen. Ich wusste auch noch, dass sie mal einen Lebensmittelladen unten im Haus gehabt hatten und dass es damals – zu DDR-Zeiten – dort einen Bäcker gab, dessen Brötchen ich als Kind so lecker fand.
Doch zunächst ging es an den Müggelsee und von dort aus spazierten wir dann durch die Altstadt. Ich kam mir vor, als wäre ich im Urlaub, denn dort war es alles andere als großstädtisch. Kleine Häuschen, der See, Cafés. Es war richtig ländlich. Natürlich machten wir auch am Rathaus Halt und dachten für einen Moment an die Geschichte vom Hauptmann von Köpenick und überlegten, wie wir an seiner Stelle gehandelt hätten.
Nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken fuhren wir dann in die Straße, wo meine Großeltern gelebt haben und ich stand vor dem Haus. Es war schon seltsam, wieder dort zu sein, nach so vielen Jahren und so vielen Veränderungen. Natürlich ist alles anders als damals. Von den alten Zeiten keine Spur. Das Haus sah gepflegt aus, wurde wahrscheinlich nach der Wende saniert und auch einen Laden gibt es dort noch, wenn auch keinen Lebensmittelladen. Und in der Wohnung meiner Großeltern wohnt wahrscheinlich der dritte, vierte, fünfte oder wievielte Nachfolger auch immer. Aber es hatte etwas Berührendes, noch mal an einen Ort zurückzukehren, der in meiner Kindheit eine Rolle gespielt hat.
Sollte ich irgendwann meinen Lebensmittelpunkt nach Berlin verlegen, dann würde ich mich bestimmt ab und zu mal in die S-Bahn setzen und nach Köpenick fahren. Dann vielleicht nicht mehr zum Wohnhaus meiner Großeltern, aber zum Chillen an den See.
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